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Geschichte der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich

Gedankengut des Neuen Bauens

1929 beschloss der BSA (Bund Schweizer Architekten) erstmals einen Baukatalog als Arbeitsinstrument für Architekten herauszugeben. In London bestand seit 1931 «The Building Centre» als Baufachausstellung. Die Idee war, den Baukatalog durch eine ständige Ausstellung zu ergänzen. 1933 gründete der Zürcher Architekt Walter Henauer, zusammen mit Exponenten aus dem BSA eine «Demonstrative Propagandastelle des Baugewerbes», die heutige SBCZ Schweizer Baumuster-Centrale Zürich Genossenschaft, die er in der Folge 30 Jahre lang prägte. Mit ihm im Aufsichtsrat sassen der Architekt Hans W. Moser und Alfred Hässig, Redaktor des «Schweizer Baukatalog» Zürich.

Die Idee der SBCZ wurde von vielen Fachleuten und Verbänden gefördert:

Prof. Otto Salvisberg, Abteilungsvorstand der ETH Zürich; Prof. Dr. Ing. h.c. Roš, Direktor der Eidgenössischen Material-Prüfanstalt Zürich (heute EMPA); L. Jungo, Eidgenössische Baudirektion Bern; Alphonse Laverrière, Vertreter FAS Suisse Romande, Lausanne; Heinrich Peter, Kantonsbaumeister Zürich; Nationalrat R. Strässle, Präsident des Gewerbeverbandes der Stadt und des Kantons Zürich; Hermann Herter, Stadtbaumeister Zürich; Herr F. Fritsche Ingenieur und Präsident des ZIA Zürcher Ingenieur- und Architektenvereins (heute SIA Sektion Zürich); Herr H. Gossweiler, Ingenieur und Präsident des Baumeisterverbandes Zürich - Sektion des SBV und Dr. Sigfried Giedion, Internationaler Kongress für Neues Bauen Zürich.

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Schweizer Baumuster-Centrale Zürich Genossenschaft

Die SBCZ bezog 1935 die Räumlichkeiten an der Ecke Talstrasse / Börsenstrasse in dem von Walter Henauer und seinem Partner Ernst Witschi zwischen 1928 und 1935 realisierten Gebäudekomplex, in dem sich seit 1933 auch der Wohnbedarf mit Einbauten von Marcel Breuer und in Richtung Paradeplatz die alte Börse befinden.

Unter dem «Protektorat» des BSA fanden sich damals schon rund 100 ausstellende Firmen unter einem Dach. Max Helbling Architekt, Zürich und R.S. Rütschi, dipl. Architekt ETH BSA, Zürich, Geschäftsleiter der ersten Stunde, erklärten das Konzept anlässlich der Eröffnung der «Schweizer Bau-Centrale Zürich» (später Baumuster-Centrale) vom Samstag, 29. Juni 1935:

«Neben der Projektierungsarbeit ist eine der Hauptaufgaben von Architekten, die zur Ausführung ihrer Bauten für den speziellen Zweck jeweils geeigneten Materialien und Konstruktionen zu wählen. Dabei sind sie auf das Studium der im Büro einlaufenden Anpreisungen, persönliche Besuche von Lieferanten oder Prospekte angewiesen. Nun ist es schon ein ausserordentlicher Zufall, wenn solche Besuche von Vertretern oder das Eintreffen der Prospekte genau in dem Moment erfolgen, wenn diese gerade gebraucht werden. In den meisten Fällen bleiben solche Empfehlungen an der Oberfläche haften. Man erinnert sich später im Bedarfsfalle des Angebots, hat aber die Informationen nicht mehr zur Hand.»

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Ständige Baumaterial- und Baumuster-Ausstellung im Börsenblock an der Talstrasse 9

In einer Schrift aus den 50-er Jahren war von der Überzeugungskraft und den Visionen einer Handvoll Idealisten zu lesen, dank denen die Baumuster-Centrale als einzigartiges Dienstleistungsunternehmen dieser Art zum Bindeglied der Bauwirtschaft, von Produzenten, Architekten, Planern, Bauherren und Bauinteressierten geworden ist. Als Drehscheibe dieser am Bauen beteiligten Kreise ist sie für viele zu einer neutralen, nicht mehr wegzudenkenden Bauinstitution geworden.

Nach dem zweiten Weltkrieg und mit der Elektrifizierung der Schweizer Haushalte in den 50-er Jahren, wurde die Centrale mehr und mehr als «Publikumsmesse» ausgebaut. Die Euphorie dieser Boomjahre war gross. In einer Schrift von 1960 konnte man von mehreren Zehntausend Besuchern in der Ausstellung lesen:

«Alle Materialien und Konstruktionen werden in Originalgrösse und im Gebrauch oder in der Anwendung gezeigt und vorgeführt, so dass der nachmalige Besteller über das Aussehen und die Ausführung vor der Bestellung genau Kenntnis hat. Die Schweizer Baumuster-Centrale hilft so das gute Bauen zu fördern.»

 «Mit dem Bauherrn in die Baumuster-Centrale und viele Stunden Arbeitszeit sind gewonnen...» oder: «Ich erachte diese Stelle heute für unentbehrlich...» so und auf andere begeisterte Art und Weise urteilten Architekten und Bauherren über diese neutrale ständige Baumaterial- und Baumuster-Ausstellung. «Die Besuchenden können sich durch die Auslagen in 12 Schaufenstern und auf dem Weg durch drei Geschosse in ungezwungener Weise, ohne jede Beeinflussung durch einen  Verkäufer, über alle Materialien, Konstruktionen und Neuerungen mühelos informieren, aus dem Dargebotenen Anregungen schöpfen, Betrachtungen und Vergleiche anstellen und hernach die für ihr Bauvorhaben richtige Entscheidung treffen.»

1960 eröffnete Dr. Max Spörri im Zusammenhang mit dem 25-jährigen Bestehen der Centrale die von Max Bill, Architekt, Künstler und Designer gestaltete Tapetenausstellung in der Schweizer Baumuster-Centrale. Als Berater wirkte auch Max Ernst Haefeli vom Büro Haefeli Moser Steiger in Zürich.

Nach 1980 mutierte die Centrale mehr und mehr zu einem Ort für Wohnberatung und verlor an Bedeutung für das Fachpublikum. Anlässlich des fünfzigsten Jubiläums wurden der Prospektdienst und die persönliche Beratung am «Schalter» als wichtigstes Element hervorgehoben. Nicht mehr die Inhalte der Ausstellung, sondern eine Dienstleistung unmittelbar beim «Ladeneingang» besiegelten den weiteren Abstieg in die Mittelmässigkeit.

Unter der Führung von Werner K. Rüegger, dipl. Arch. SIA AIA SWB als Geschäftsleiter (2008-2016) konnte die vom Verwaltungsrat bereits beschlossene Neuausrichtung in Etappen umgesetzt werden. Zusammen mit dem Verwaltungsrat unter der Leitung von Dr. René Furler († 2013) wurde das Konzept der SBCZ als Material-(Freihand-) Bibliothek und technische Ausstellung entwickelt, die sich wieder an eine professionelle Zielgruppe sowie interessierte Laien richtet.

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Umzug an die Weberstrasse

Nach 75 Jahren hat die Schweizer Baumuster-Centrale Zürich im Herbst 2010 die Räumlichkeiten im «Weberhaus» bezogen. Mit dem Umzug aus dem Bankenviertel in den Zürcher Stadtkreis 4 rückt die SBCZ näher an ihre Zielgruppe - die Architekten, Ingenieure und Kreativen. Das Umfeld und die Architektur des «Weberhauses» tragen ihr übriges bei. Das Gebäude an der Weberstrasse 4 wurde 1913 von den Architekten Hirsbrunner & Schäfer als Blusenfabrik für einen Zürcher Konfektionsbetrieb erstellt, weckt die verspielte Backsteinarchitektur Erinnerungen an Hamburger Handelshäuser. (Bauzeitung 1914 Weberhaus)  

SBCZ heute: die Material-Kompetenz

Die Geschossflächen sind offen und übersichtlich gestaltet. Helle und freundliche Räume bieten eine erlesene Vielfalt verschiedenster Exponate. Die 50x70 cm grossen Baumuster sind überwiegend in langen Schubladenkorpussen und Stehfächern untergebracht. Sockel für Armaturen und Accessoires, sowie die Plattformen aus normierten Holzpaletten dienen zur Ausstellung von Materialinnovationen, prototypischen Konstruktionen und grossen Formaten. Begleitveranstaltungen bringen zwei bis drei Mal pro Monat bis zu 250 Architekten, Ingenieure und Gestalter in die SBCZ. Temporäre Ausstellungen und Fachanlässe finden zwischen Materialien in den hellen Räumen statt. Dazu steht ein eingespieltes Team von Professionellen mit hervorragender Infrastruktur zur Verfügung.

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80 Jahre SBCZ Schweizer Baumuster-Centrale Zürich

Rechts: Bildarchiv, Zusammenstellung SBCZ Linda Pfenninger, Stefan Baumberger, 8. Oktober 2015 / 10':17

Wikipedia: Schweizer Baumuster-Centrale Zürich

 

letzte Änderung: 13.11.2018